Vollendete Doppelchörigkeit - Musikalische deutsch-niederländische Begegnung

Grafschafter Nachrichten - 21. Mai 2019

NORDHORN - Die 'Doppelchörige Chormusik' am Samstagabend in der fast vollbesetzten Augustinuskirche war nicht nur ein musikalisches Highlight. Am Wochenende vor der Wahl zum Europaparlament setzte das grenzüberschreitende Zusammenwirken eines niederländischen und eines deutschen Chores auch ein markantes Zeichen für europäische Zusammenarbeit. Der 'Kamerkoor Canteklaer' aus Enschede unter Leitung von Iassen Raykov und das 'Vokalensemble Frenswegen', geleitet von Stephan Braun, musizierten je zwei einzelne und vier gemeinsame Chorwerke. Raykov und Braun sind vorzügliche Chordirigenten, deren differenzierte Handbewegungen von den Sängern bruchlos in Klang übertragen werden. Beide wechselten sich in der Leitung der Doppelchöre ab.

'Canteklaer' gestaltete die Motette 'Wie liegt die Stadt so wüst', von Kreuzkantor Rudolf Mauersberger 1945 auf die nur wenige Wochen zurückliegende Zerstörung Dresdens geschrieben, äußerst spannungsreich. Die vier- bis siebenstimmige Komposition ist im Grunde spätromantisch empfunden, entwickelt aber ihre besondere Wirkung durch scharfe Dissonanzen und atonale Sequenzen, die das Schreckliche der Textaussagen deutlich werden lassen. Besondere Wirkung auf die Zuhörer erhielt Raykovs Interpretation durch die äußerst plastische Gestaltung, etwa, indem einzelne Passagen durch Einzelstimmen gesungen wurden. Es folgten zwei französischsprachige Psalmmotetten J.P. Sweelincks. Im Vortrag wurde das kunstvolle Stimmengeflecht, das diese Kompositionen auszeichnet, äußerst wirkungsvoll umgesetzt.

Das Vokalensemble präsentierte zwei Werke des 20. und des 21. Jh. Jósef Swiders lateinisches Vaterunser für vier- bis achtstimmigen Chor (1994) erhält seine Wirkung vor allem aus dem mit verschiedenen musikalischen Mitteln erzeugten meditativen Charakter. So überschneiden sich die einzelnen Formulierungen des Gebetes, teils gesungen, teils deklamiert, immer wieder. Das Werk hinterließ unter Brauns Dirigat einen tiefen Eindruck. Dem Hörer vertrautere Klänge zeigte das anschließende 'Ubi caritas' von Ola Gjeilo (2001), das In der Tradition des gregorianischen Gesangs steht. Der Chor trug die Worte der Antiphon wunderbar zurückhaltend und doch intensiv vor.

Drei Kompositionen für Doppelchor aus drei Jahrhunderten bildeten den Mittelpunkt des Konzerts. Sinnvollerweise waren die Halbchöre aus beiden Ensembles gemischt. Heinrich Schütz 'Singet dem Herrn ein neues Lied' (1619) ist Teil der Frucht seines Studiums bei G. Gabrieli in Venedig. Dort war in San Marco die stereophone Wirkung mehrchöriger Werke entwickelt worden. Die Aufstellung der Sänger im Chor der Augustinuskirche mit ihrer ohnehin etwas heiklen Akustik ließ das Typische dieser Doppelchörigkeit leider nicht ganz authentisch erscheinen. Sehr gelungen wirkte dafür die Umsetzung der tonmalerischen Figuren, die das Werk prägen.

Bachs grandiose Motette 'Komm Jesu, komm' ist nicht erster Linie stereophonisch gedacht wie bei Schütz. Vielmehr dienen die Halbchöre hier der Intensivierung der inhaltlichen Textaussage. Die Gestaltung der verschiedenen Kompositionsteile gelang, abgesehen von ganz minimalen rhythmischen Schwankungen, vortrefflich und stellte gewiss den Höhepunkt des Abends dar.

Auf Bach bezieht sich auch Mendelssohn in seinen Doppelchören aus Opus 78, geht aber natürlich neue Wege. Der Text des Psalms 2 'Warum toben die Heiden' mag heutige Hörer befremden. Doch gelingt es Mendelssohn, durch die vielfältige musikalische Ausdeutung des Textes dessen Kern, die Sehnsucht nach einem Friedensreich, verstehbar zu machen. Das wurde in der Interpretation beider Chöre überzeugend deutlich, vor allem in der Schlussgruppe 'Küsset den Sohn'.

Gemeinsam musizierten beide Ensembles Franz Biebls 'Ave Maria' aus dem 'Angelus'. Die weltweit durch die Interpretation von 'Chanticleer' zum Hit gewordene Komposition wurde von der Chorgemeinschaft hingebungsvoll und doch in liturgischer Strenge vorgetragen.

In seiner zweisprachigen Begrüßung hatte P. Dieter Wiggers auf die theologische Bedeutung dieser Musik hingewiesen, insbesondere auf die unterschiedlichen Elemente von Aufbruch und Besinnung. Leider wurden die tiefen Eindrücke durch den unmittelbar einsetzenden Zwischenbeifall nach jedem Stück erheblich gestört.

Höchst angebracht allerdings war der Beifall für die beiden Intermezzi, die der sechzehnjährige Fabian Schlie auf dem Marimbaphon zu allgemeiner Verblüffung gestaltete. Seine erstaunliche technische wie formale Kunstfertigkeit lässt für die Zukunft noch Großes erhoffen.

Jörg Leune

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