Westfälische Nachrichten - 9. November 2004
GRONAU/EPE - Die Liturgie des jüdischen Sabbatfestes in einer katholischen Kirche zu hören, ist ein eher seltenes Erlebnis. Ebenso selten wie Aufführungen des Werks "Service Sacré pour le samedi matin" des franzözischen Komponisten Darius Milhaud. Die Zuhörer des Konzerts in der Agatha-Kirche erlebten am Sonntag beides gleichzeitig - da Milhaud in seinem Werk die Gebete der jüdischen Liturgie vertont hat. Der Enscheder Chor Canteklaer, Solist Grzegorz Stachowiak (Bariton), Kees Kuyvenhoven (Sprecher) und Gijs van Schoonhoven an der Orgel führten das Stück auf. Kuyvenhoven übernahm die Rolle des Rabbiners, Stachowiak die des Kantors, der Chor antwortete als Gemeinde dem Kantor.
Die Komposition ist nicht gerade leichte kost. Milhaud unterlegte die Texte mit Orgelklängen, die in ihrer Bewegung einen deutlichen Kontrast zu den eher ruhig vorgetragenen Rezitationen der Texte bildeten.
Milhaud war bekannt für seinen polytonalen Tonsatz, der ein unmittelbares Verstehen der Musik nicht gerade leicht macht. Wirkung erzeugte er dennoch, nicht spektakulär, sondern eher unterschwellich.
Der Chor unter Leitung von Iassen Raykov zeigte sich bestens präpariert. Stachowiaks wohlklingender Bariton kam in der Kirche gut zur Geltung. Lediglich die Rezitation der Texte durch Kuyvenhoven blieb blass. Zumal es schöner gewesen wäre, wenn die Gebetstexte allesamt auf Hebräisch verlesen worden wären. Der Klang dieser wohltönenden Sprache hätte der Aufführung eine zusätzliche Dimension geben können.
über die musikalischen Erleben hinaus zeigte sich, dass es durchaus ähnlichkeiten zwischen den Liturgien gibt. Was andererseits auch nicht verwundert, ist das Christentum doch der kleine Bruder des Judentums.
Das Publikum zeigte sich von der Aufführung sehr angetan.
Martin Borck