Spätsommerlicht
12. Oktober 2025, 17.00 Uhr
Pfarrkirche St. Joseph Münster-Kinderhaus
Die Lieder, die der Kammerchor Canteklaer für diese Konzerte ausgewählt hat, spiegeln die Gefühle rund um den Spätsommer wider. Man genießt noch die Blumen mit ihren wunderschönen Farben und Düften, die Tage sind noch warm, doch die Abende werden bereits kühler und der Herbst nähert sich zögerlich. Das kann melancholisch stimmen, denn „dieser gleiche Sommer kehrt nie zurück“, wie Viivi Luik in dem von Tormis vertonten Gedicht „Spätsommer“ schreibt.
Doch vielleicht lächelt das Glück einem zu, wenn man mit seiner Liebsten zusammen ist, die unter all den Blumen wohl die schönste genannt werden kann. Und vielleicht steht sogar eine Hochzeit bevor… Oder das Spätsommerlicht erfüllt einen mit Dankbarkeit, weil man auf einen sinnvoll verbrachten Tag zurückblicken kann.
Kammerchor Canteklaer nimmt Sie mit auf eine musikalische Reise nach Skandinavien, Estland und Deutschland.
Die Lieder aus Norwegen und Schweden beschreiben einen Garten mit blühenden Rosen, Pfefferminze und Akelei, sie erzählen vom König der Maiglöckchen und von der frischen Luft, die man bei einem Spaziergang durch den Nadelwald genießt. Und wenn die letzte Sonne im Westen untergeht, führe uns über die Sternenbrücke, wird in der norwegischen Hymne „Ned I Vester Soli Glader“ gesungen. In den deutschsprachigen Liedern ist die Stimmung wehmütiger; die fallenden Blätter mit ihren Herbstfarben stimmen leicht melancholisch. Kammerchor Canteklaer bringt einige Werke aus der Romantik des 19. Jahrhunderts zu Gehör, einer Epoche, in der viele Künstler eine besondere Sensibilität für Melancholie und Schwermut an den Tag legten. Die fünf Lieder von Johannes Brahms „Nachtwache Nr. 1 und Nr. 2“, „Letztes Glück“, „Verlorene Jugend“ und „Im Herbst“, ziehen eine Parallele zwischen der Herbstzeit und dem menschlichen Lebenslauf. Das „Herbstlied“ von Felix Mendelssohn Bartholdy erzählt von der Wirkung der sterbenden Natur auf das wehmütige Herz.
Auch der aus Estland stammende Komponist Veljo Tormis (1930–2017) ließ sich vom Spätsommer und Herbst inspirieren. In „Sügismaastikud“ („Herbstlandschaften“) bringt er auf bildhafte Weise die Gefühle von Kälte und Vergänglichkeit zum Ausdruck, die eine herbstliche Landschaft hervorrufen kann. Für Tormis beginnt das Komponieren stets mit Worten, er braucht einen Tekst, so wie ein Maler eine Leinwand braucht. Das Werk „Herbstlandschaften“ aus dem Jahr 1964 ist ein musikalisches Stimmungsbild der Gedichte der damals noch jungen estnischen Dichterin Viivi Luik (geb. 1946). In dem Werk „Neli Eesti Hällilaulu“ („Vier estnische Wiegenlieder“) aus dem Jahr 1989 ist deutlich hörbar, wie sich sein Stil weiterentwickelt hat. Volksmusik spielte stets eine große Rolle in seinen Kompositionen. Tormis sagte selbst: „Ich mache keinen Gebrauch von Volksmusik, Volksmusik macht Gebrauch von mir.“ Wie sich das auswirkt, hören wir in seiner Bearbeitung der alten estnischen Wiegenlieder: ein farbenreiches harmonisches Gewebe um einfache Melodien. So wird die Natur sanft in den Schlaf gesungen, um im Frühling wieder zu erwachen.
12. Oktober 2025, 17.00 Uhr,
Pfarrkirche St. Joseph Münster-Kinderhaus